So etwas wünscht sich eigentlich ja jeder. Sein Hobby zum Beruf machen. Die Fesseln des „eintönigen“ Alltags abstreifen und einmal seinen soliden Job gegen einen langgehegten Traum eintauschen.
Der Mannheimer Nico Döhring alias Nick Curly hat sich diesen Traum erfüllt. Er ist heute einer der gefragtesten House-DJs weltweit.
Kometenhafter Aufstieg
Die Ankunft auf dem Olymp der internationalen Clubszene ist dem Mannheimer längst geglückt. Als DJ, Produzent und Gründer der beiden Underground Labels 8bit und Cecile hat er das erreicht wovon andere nur träumen können.
Über die Jahre avancierte Nick Curly zum Aushängeschild und Maßstab der globalen Elektronikmusik. Er tourt durch Amerika, Asien oder England, legt in den berühmtesten Club der Welt auf und bastelt in seinen Studio an spektakulären neuen Tracks. An ihm und seinen Deep House Stil kommt niemand mehr vorbei.
Der Mann selbst gibt sich dabei recht bescheiden. Für Curly ist sein Erfolg nur ein Zeichen seiner hart investierten Arbeit. Arbeit, die für ihn keine Arbeit, sondern eine persönliche Leidenschaft ist.
Seit der frühsten Jugend interessierte er sich bereits für House und Dancemusic. Im Gegensatz zu manchen Gleichaltrigen endete sein Interesse an den Beats und Grooves jedoch nicht an der Ausgangstür eines Clubs, am Ende einer durchtanzten Nacht.
Im Gegenteil. Seine Neugierde nahm er mit nach Hause. Der Kauf seiner ersten Vinylplatten inspirierten ihn bereits mit 15 Jahren eigene Tapes zu mixen.
Sound of Mannheim
Wie durch Zufall fiel eines dieser Tapes dem Geschäftsführers des Vibration Clubs in Mannheim in die Hände. Das Talent des Nico Döhringer als Discjockey war entdeckt. Seine Eintrittskarte gelöst in weitere legendäre Clubs wie dem Cocoon, Frankfurt oder dem Loft, Ludwigshafen.
Was diesen Mann auszeichnete, erkannte die Szene damals sehr schnell. Sein unkonventioneller Musikstil, der in die Kerbe zwischen House und Techno stieß. „Meinen Sound würde ich groovig, housig und am liebsten abwechslungsreich beschreiben“, sagte Nico Döhring einmal in einem Interview.
In Wahrheit verbirgt sich dahinter jedoch viel mehr. Nick Curly versteht es wie kein zweiter, groovige Beats mit dem natürlichen Zusammenspiel von Instrumenten zu kombinieren.
Gerade auf seinem ersten Studioalbum „Between The Lines“ merkt das der Hörer überdeutlich. „Ich glaube, ihr werdet euch wundern, dass das Album kein eigentliches Dance Album geworden ist, sondern mehr geeignet für lange Autofahrten in der Nacht oder am frühen Morgen, wenn die Straßen leer sind und du über alles und nichts zugleich nachdenken willst“, verriet der Mannheimer zu seinem musikalischen Meisterwerk.
Genau dieses Gespür rief um 2005 weitere Produzenten wie Johnny D, Markus Fix, SIS, Robert Dietz und Okpara in Mannheim auf den Plan. Einer Stadt, die wenn man Curlys eigenen Aussagen Glauben schenken mag, in Sachen Clubvielfalt eher einer kargen Wüste gleicht.
Die Welle an Releases verschiedener Produzenten – allen voran Curly – bescherte der Stadt einen enormen Hype. Bald wurde der Stil „Sound Of Mannheim“ getauft, an dessen Spitze Nick Curly stand.
Künstlergarderobe
Es hätte auch ganz anders kommen können. Nick hätte seinen erlernten Beruf bei Daimler Chrysler niemals aufgeben brauchen. Aus dem Hobby-DJ hätte nie der Profimusiker werden müssen.
Wenn da nicht die vielen Produzenten des „Sound Of Mannheims“ gewesen wären, die ihm als „Messias“ huldigten und somit enormen Einfluss auf ihn ausübten.
Sven Väth, Cocoon-Gründer, schrieb die Erfolgsgeschichte von Curly weiter, indem er ihn über die clubinterne Summer Party Compilation (Party Animals) nach Ibiza brachte.
Nun hatte er die internationale Aufmerksamkeit, die er brauchte, um seinen Sound der Weltöffentlichkeit nahezulegen. Nun tourt durch das Ausland und präsentiert seine Releases mit den bald darauf gegründeten Labels in aller Welt.
Auf seinen Reisen lernte er den New Yorker DJ Dennis Ferrer kennen. Eines seiner Vorbilder aus Jugendzeiten. Die Chance mit ihm zusammenzuarbeiten ließ er sich natürlich nicht nehmen. Das Ergebnis heißt „Underground“, zu hören im aktuellen Houseschuh-Mix 13.02.
Nick Curly – Underground (Dennis Ferrer)
Label: Defected