Mike Vale ft. Stella Mercury – Don’t Give A Damn

Ganz ehrlich: Wer Slowenien hört, denkt nicht unbedingt zuerst an rauschende Feste elektronischer Musikkultur, globale Trendsetter des Clubsound oder die Verzahnung von Avantgarde und Kommerz.

Dabei gehört Slowenien in allen drei Bereichen zu den führenden Ländern Osteuropas.

Wessen Beine bei Tech House den Autopiloten einschalten, wird mit den Namen Umek oder Valentino Kanzyani bereits Bekanntschaft gemacht haben. Und mit Mike Vale mittlerweile wohl auch.

Mike Vale, Stella Mercury - Don't Give A Damn
Cover: Mike Vale, Stella Mercury – Don’t Give A Damn

Während erstere Mitte der Neunziger Sloweniens Ruf als Elektromekka Osteuropas begründeten, tritt Vale zunehmend aus dem Schatten seines Ziehvaters Umek heraus.

Und so erschüttert, ihr Epizentrum in Slowenien hinter sich lassend, diesen Sommer eine alles erfassende Schallwelle die Clubs dieser Welt: „We don’t give a damn tonight!“ skandiert Stella Mercury divenhaft soulig über Vales jüngsten Track.

Damit katapultieren sich die beiden momentan in die Toplists, Rankings und Charts. Ein phänomenaler Erfolg für Stella Mercury a.k.a. Hannah Mancini, die in diesem Jahr bereits für Slowenien am Eurovision Songcontest teilnahm.

Vielleicht bedarf es eben dieser „Ich scheiß‘ drauf!“-Attitüde, um dahin zu kommen, wo Vale mittlerweile ist. Doch neben dicker Haut und dickem Ego braucht es halt immer noch die Gabe, wirklich gute Musik produzieren zu können. Die Vale zweifelsohne besitzt.

Der Sound rollt wie eine Walze mit Hüftschwung heran – mächtig und breit, aber zugleich federnden Schrittes. Verschiedene rhythmische Elemente konterkarieren das Bassfundament, animieren zur Bewegung.

Überhaupt ist das Stück sehr perkussiv gestaltet: Die Zwitterklänge aus dem Synthesizer könnten auch verzerrte, melodische Trommeln sein. Rückwärts laufende Gesangssamples, die intelligent im Raum platziert sind, liefern eine ordentliche Portion Spookyness und verleihen dem Song unheimliche Weite.

Im Zwischenteil zollt dann selbst der Gesang dem Groove seinen Tribut, die abgehackte Artikulation Stella Mercurys treibt das Stück auch ohne Subbässe unentwegt voran. Nach einer nicht enden wollenden Steigerung, während der sich die Nackenhaare weiter und weiter gen Himmel recken und die gesamte Klangkulisse in einem akustischen Nebel versinkt, tritt der Beat mit einem mächtigen Schritt wieder aus der Nebelwand hinaus. Spätestens jetzt: Ekstase.

Bei dieser monströsen Dramaturgie fragt man sich unwillkürlich, ob Mike Vale nicht auch als Filmemacher Karriere machen könnte. Doch er ist erklärter „Sound Junkie“ mit hörbarem Hang zur Detailversessenheit. Gut so.

Mike Vale ft. Stella Mercury – Don’t Give A Damn
veröffentlicht am 13.04.2013
Label: Stealth Records

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